Mit Deliver Us The Moon hat das niederländische Entwicklerstudio KeokeN bereits im letzten Jahr einen Science-Fiction-Thriller veröffentlicht, in dem das Schicksal der Menschheit von dem Erfolg einer Ein-Mann-Mission abhängig ist. Mit etwas Verzögerung erschien nun auch die Konsolenversion des Titels, weswegen ich meinen Raumanzug angezogen habe, um nicht nur den Mond, sondern auch diesen Test liefern zu können.
Dabei ist es nicht unbedingt ein optimistisches Bild der Zukunft, das die Entwickler von Deliver Us The Moon für uns zeichnen. Die natürlichen Rohstoffe der Erde sind aufgebraucht und der ehemals ach so blaue Planet wird immer dunkler und trister. Das auf dem Mond vorkommenden Helium 3-Vorkommen sollte dem abhelfen, weswegen Wissenschaftler sich dem Abbau und Erforschung dieser neuen Energiequelle widmen sollten. Doch der Kontakt zur Kolonie brach plötzlich ab und die Erde schien dem Untergang geweiht. Ein paar Jahre später nun schlüpft man in die Rolle eines der letzten Astronauten, um herauszufinden, was auf dem Mond geschehen ist und – viel wichtiger noch – die Menschheit zu retten.
Dieses auf dem Papier allzu höchst dramatisch klingende Abenteuer entpuppt sich als spannende, aber auch ruhig erzählte Narrative in einer für uns nicht wirklich fernen Zukunft, die selbstverständlich auf für uns aktuelle Themen wie den Klimawandel aufgreift. Das Kunststück besteht hier darin, dass KeokeN dies keinesfalls mit einem ständig erhobenen und mahnenden Zeigefinger tut, sondern mit diesem nur ab und an unaufgeregt wedelt. Dabei wird die Handlung einmal durch Zwischensequenzen vorangetrieben, die den Protagonisten an neue Orte befördert und die mitunter buchstäblich atemberaubend sind. Gleichzeitig verlässt man sich hauptsächlich auf den Funkkontakt mit der Erde, welche die Erzählung weiter spinnt sowie Tagebucheinträge der Wissenschaftler, Audio- oder auch holografische Aufzeichnungen.
Diese sind glaubwürdig geschrieben und bis auf wenige, etwas holprige Erzählungsansatze hervorragend gelungen. Dabei ist es übrigens egal, ob man den Titel auf Englisch oder eben Deutsch spielt – das Spiel liefert in beiden der genannten Sprachen Bildschirmtexte und eine ordentliche Synchronfassung. So kann jeder komplett in die atmosphärisch dicht gewobene Welt eintauchen.
Durch diese bewegt man sich übrigens abwechselnd in der Third Person- oder der Egoperspektive. Frei wählen kann man dabei zwar nicht, aber die voreingestellte Ansicht passt immer sehr gut zur jeweiligen Situation. Während wir uns beispielsweise in Schwerelosigkeit durch eine verlassende Raumstation bewegen, erleben wir dies aus der First Person-Perspektive, können Energiezellen gezielt aufnehmen, mit unserem Plasmaschneider Hindernisse aus dem Weg räumen und Schalter bedienen, während sich die Third Person-Ansicht wunderbar für die Navigation durch komplexere Gebiete eignet und Umgebungsrätsel auf andere Art und Weise einbinden lassen. Deliver Us The Moon ist dementsprechend auch kein reiner Walking Simulator, der uns Stück für Stück unseres Weges mit neuen Wendungen konfrontiert, sondern diese wollen spielerisch erst einmal verdient werden.
Es warten zahlreiche Rätsel – wie die bereits erwähnten Schalter – aber es müssen auch mal Passwörter gefunden oder Gegenstände an den richtigen Ort gerückt werden. Langweilig wird einem dabei nicht, denn die Entwickler sorgen im Laufe der sechs Kapitel immer für genügend Abwechslung. Ein Mal muss man unter Zeitdruck den Start einer Rakete einleiten, ein anderes mal navigiert man sich in Schwerelosigkeit durch ein Labyrinth von Rohren und Gängen, donnert mit einem Buggy über die Oberfläche des Mondes oder übernimmt die Kontrolle über die Roboterdrohne ASE, der man recht früh im Spiel begegnet und die zu einem recht schweigsamen, aber sehr nützlichen Begleiter wird.
Klar, die meisten Rätsel sind nicht unbedingt Kopfnüsse und die Lösungen sind meist nur wenige Meter vom Zielpunkt entfernt, aber sie lockern das entschleunigte Gameplay und Erkundung auf angenehme Art und Weise auf.
Ohne zu spoilern kann man zu den Schauplätzen des Spieles nicht allzu viel sagen, aber auch sie sind – der eigentlich eher tristen Prämisse zum Trotz – abwechslungsreich und überraschen teilweise mit bombastisch inszenierter Effekthascherei, die nicht zuletzt auch an einige der großen Sci-Fi-Blockbuster der letzten Jahre erinnert.
Und auch grafisch überzeugt Deliver Us The Moon weitestgehend. Klar, man merkt dem Titel seine Indie-Wurzeln an, aber das ist weder tragisch, noch negativ zu verstehen. Das Spiel sieht sehr gut aus und bis auf wenige, etwas spät nachladende Texturen, kleinere Ruckler und die doch eher steifen Animationen des Protagonisten – die man auf den doch eher starren Raumanzug schieben kann – gibt es diesbezüglich kaum etwas auszusetzen. Atmosphärisch macht es ebenfalls eine hervorragende Figur, was nicht nur an der technischen Umsetzung und dem sehr guten Spiel mit Licht und Schatten liegt, sondern auch an dem wundervoll komponierten Soundtrack. Dieser spielt sich nur selten in den Vordergrund, unterstreicht die jeweilige Situation aber immer hervorragend.
Fazit
Deliver Us The Moon ist ein intelligentes und atsmosphärisch dichtes Spiel. Es ist kein reiner Spaziergang auf dem Erdtrabanten, sondern ein abwechslungsreich inszenierter Trip dorthin, der sich seines Schauwertes durchaus bewusst ist. Gerade die Geschichte glänzt mit ihren Bezügen zur Gegenwart und ihrem stringent geschriebenen Ausblick auf eine mögliche Zukunft. Es bleibt über die gesamte Spielzeit von circa sechs Stunden immer spannend und bietet mit einigen sammel- und scanbaren Gegenständen auch noch etwas Wiederspielwert. Zumindest für Trophäensammler, denn die Geschichte bleibt immer gleich und lässt sich nicht groß beeinflussen. Die Rätsel sind unterhaltsam und gut in die jeweiligen Situationen eingebunden, hätten aber noch etwas kniffliger ausfallen können. Nichtsdestotroz ein hervorragender SciFi-Thriller, den man sich auf jeden Fall anschauen sollte!
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8/10
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8.5/10
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7.5/10
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7.5/10
Zusammenfassung
Deliver Us The Moon ist ein kleiner, aber feiner Indie-Titel, der eine spannende Geschichte und abwechslungsreiches Gameplay bietet und auch technisch zu gefallen weiß. Die kleineren Mängel trüben das Gesamtbild kaum.
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