Nach der Ankündigung von Persona 5 Strikers, das wir im folgenden Test genauer unter die Lupe nehmen werden, wurde ich erst einmal skeptisch. Zwar bin ich ein großer Fan von Persona 5, aber die Aussicht darauf das aus der Dynasty Warriors-Reihe bekannte Musou-Gameplay – also ausufernde Massenschlachten in offenen Arealen – mit “Phantomdieb”-Skin präsentiert zu bekommen, ließ mich nicht unbedingt freudig zurück. Umso besser also, dass ich an dieser Stelle schon sagen kann, dass es sich bei Persona 5 Strikers weniger um ein Musou-Spin-Off des Hauptspiels als vielmehr um ein Sequel im Hack & Slay-Gewand handelt. Was das bedeutet und warum das eine gute Nachricht ist, versuche ich folgend zu klären.
Ein Wiedersehen mit alten Bekannten
Fans von Persona 5 (Royal) können sich auf ein Wiedersehen mit allen Phantomdieben und vielen aus dem Hauptspiel bekannten Nebenfiguren freuen. Sechs Monate sind seit den Ereignissen des Rollenspiels vergangen und die Gruppe plant einen gemeinsamen Urlaub. Dass das nicht so laufen wird, wie geplant, sollte eigentlich klar sein. Denn im Hintergrund trachtet eine unbekannte Macht nach den Wünschen und Bedürfnissen anderer Menschen. Eine neue Gefahr, die sich im sogenannten Meta-Verse, einer alternativen Dimension, eingenistet hat, breitet sich aus und verdirbt die Herzen vieler berühmter Persönlichkeiten und deren AnhängerInnen.
Selbstverständlich lassen das die selbsternannten Phantomdiebe nicht auf sich sitzen und nutzen ihre besonderen Fähigkeiten, um ins Meta-Verse einzudringen und die Dungeons von allem Übel zu läutern. Neben alten Bekannten trifft man selbstverständlich auch auf Neue und die Truppe wird sogar um neue HelferInnen erweitert. Dementsprechend warten also auch neue spielbare HeldInnen auf uns.
Für all diejenigen unter euch, die jetzt nur Fragezeichen im Kopf herumschwirren haben, kommt nun eine Entwarnung: Trotz der Tatsache, dass es sich um eine direkte Fortsetzung von Persona 5 handelt, können auch Neueinsteiger problemlos mit Persona 5 Strikers in die Reihe eintauchen. Zwar gibt es einige Anspielungen auf die Ereignisse des “ersten Teils”, aber alle wichtigen Informationen werden entweder gut aufgearbeitet, oder im neuen Kontext wiedergegeben. Man lernt die Figuren also durchaus nochmals kennen und lieben und auch die Beschaffenheit von Meta-Verse und Personas werden nochmals umfassend erläutert.
Eine epische Rundreise
Doch man trifft nicht nur bekannte Figuren, sondern besucht eben auch die aus Persona 5 bekannten Schauplätze. Nun ja, zumindest einen Teil davon, denn Persona 5 Strikers traut sich, die bekannten Gefilde zu verlassen und bietet dementsprechend zahlreiche neue Schauplätze. So kommen die Phantomdiebe zu ihrem wolverdienten “Urlaub” jenseits der Stadt und wir in den Genuss frischer Locations, die allesamt mit der gleichen Liebe zum Detail gestaltet wurden, wie jene des Originalspiels. Man merkt, dass die Originalentwickler beteiligt waren und nicht nur ihren stylistischen Stempel aufgedrückt haben.
In ihrem Wohnmobil, das zum neuen und eben mobilen Versteck der Truppe wird, von der aus sich Einsätze planen, Items kaufen oder Nebenaufträge annehmen lassen, reisen sie nun von Ort zu Ort und erleben immer wieder eigenständige Geschichten, die sich aber wunderbar in die Rahmenhandlung einfügen und diese zusammenhalten. Ohnehin legen die Entwickler einen hohen Stellenwert auf die Story des Spiels. Für ein Hack & Slash schon fast zu hoch, für eine Fortsetzung eines Persona-Spiels gerade richtig. In zahlreichen Cutscenes – sowohl in Spielegrafik als in hochwertig produzierten Anime-Sequenzen – und Rollenspieltypischen Gesprächen via Texttafeln wird die Geschichte weitergesponnen, Hintergrundwissen vermittelt oder einfach nur die Beziehung zu den anderen Figuren ausgebaut. All das auf extrem hohen Niveau und in einer sehr gut gelungenen deutschen Übersetzung. Dies gilt allerdings nur für die Texte, die Synchronfassung ist lediglich in Englisch oder Japanisch verfügbar.
Gehe direkt ins Gefängnis…
Neben dem großen Story-Part, der bestimmt gut 50 % des Spiels in Anspruch nimmt, wartet natürlich auch noch reichlich Gameplay auf alle Interessierten. Persona 5 Strikers hat seine Wurzeln im Musou-Genre, das spürt man. Gleichzeitig wurde die zugrundeliegenden Mechaniken in die Rollenspielmechaniken von Persona 5 integriert. Oder umgekehrt. An jedem Ziel der Reise wartet ein großer Dungeon darauf bezwungen zu werden. Hier lauern nicht nur zahlreiche Gegner – die man in bester Persona-Manier erst einmal schwächen kann, ehe man sich ihnen stellt – sondern auch kleinere Rätsel, versteckte Schätze, Geheimwege und freischaltbare Abkürzungen. Auf den ersten Blick gleichen die Gefängnisse genannten Dungeons den Palästen aus dem Vorgänger.
Auf den zweiten Blick zeigen sich dann die Unterschiede. Joker und die anderen Gruppenmitglieder sind direkt steuerbar und springen auf Knopfdruck. Ein Doppelsprung ist genauso möglich wie ein Teleport an dafür vorgesehene Stellen. So kann man die Örtlichkeiten nochmals leichter und flexibler erkunden. Zudem kann man die Umgebung teilweise nutzen und in den Kampf einbinden. Man teleportiert sich beispielsweise zu einem Kronleuchter und lässt diesen mittels Druck auf die Dreieck-Taste (PS4) einfach auf die Gegner krachen. Das Dritte Auge ist ebenso zurück und ermöglicht es Geheimgänge und Schätze, aber auch Gegner und Abkürzungen besser sichtbar zu machen.
Die direktere Steuerung wirkt anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, offenbart aber sehr schnell ihre Vorzüge. Gerade dann, wenn ein unverhoffter Perspektivwechsel – beispielsweise von Third Person zum 2D-Jump’n’Run – stattfindet. Fabelhaft!
Echtzeitkämpfe mit Tiefgang
Vorbei sind die Zeiten rundenbasierter Gefechte. Stattdessen setzt Persona 5 Strikers auf ein schnelles Echtzeitkampfsystem. Es gibt eine Taste zum Ausweichen, eine für schnelle Angriffe und eine für stärkere Attacken, die auf das Element der ausgerüsteten Persona zurückgreift. Zustäzlich kann man auf Druck auf das Steuerkreuz zu einem der drei weiteren Teammitglieder wechseln. Es gibt bestimmte Wechsel-Kombos, die zusätzlichen Schaden verursachen oder defensive Magie wirken. Die Charakter sind nach dem Wechsel übrigens voll spielbar. Auch außerhalb der Feindkontakte. Mit der Zeit ergeben sich so erste Möglichkeiten, Taktik in die Kämpfe zu bringen. Ansonsten bleibt erst einmal vieles beim Bekannten: Die Monster haben unterschiedliche Stärken und Schwächen, weswegen man die Begleiter sowie die eigenen ausgerüsteten Personas im Blick haben sollte. Manchmal entscheidet das ausgewählte Element über Sieg oder Niederlage.
Denn neben den hektischen Scharmützeln gibt es auch jederzeit die Möglichkeit durch Knopfdruck die Zeit anzuhalten. Gegner und Mitstreiter sind dann wie eingefroren und man selbst findet sich in einem sehr cool designten Menü wieder, in dem man die verschiedenen Zaubersprüche, Buffs und Debuffs der eigenen Personas auswählen und in Ruhe wirken kann. Das lockert das Spielgeschehen nicht nur auf, sondern bringt etwas Ruhe in die vorherrschende Hektik. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit präsentiert sich dieses Spielprinzip dann auch als das, was es ist. Nämlich die perfekte Symbiose aus Hack & Slay und Rollenspiel.
Dabei kann Joker als einziger auch neue Personas für sich gewinnen, beispielsweise indem er sie in Kämpfen besiegt. Diese kann er wiederum fusionieren, um neue Geschöpfe zu erschaffen oder durch angesammelte Punkte verstärken. Auch hier steht Persona 5 Strikers dem Erstling quasi in nichts nach.
Style ist alles
Wie man auch auf den eingebundenen Bildern erkennen kann, ist der Artstyle des Spiels eine einzigartige Mischung aus Anime, Cel Shading und minimalistisch anmutenden Designs. Das ergibt am Ende eine sehr gut funktionierende Mischung, an der man sich kaum absehen kann. Klar, man sieht der Grafikengine durchaus ihr Alter an, aber der Style macht eben vieles wieder wett. Die von uns geteste PlayStation 4-Variante überzeugt rundum, lediglich die Ladezeiten könnten manchmal etwas kürzer sein. Ein Problem, das man auf der PlayStation 5 quasi umgehen kann, sollte man eine im Besitz haben. Der Soundtrack fügt sich genauso wunderbar in die Stimmung ein wie die englische oder wahlweise japanische Sprachausgabe. Hier gibt es nichts auszusetzen, zumal alle bekannten Sprecher zurückkehren.
Fazit zu Persona 5 Strikers
Als Fan von Persona 5 hat mich Persona 5 Strikers absolut überrascht. Erst einmal negativ, weil ich mir dachte, dass die angekündigte Mischung aus JRPG und Musou-Game nicht funktionieren kann. Und dann äußerst positiv, weil es das nicht nur kann, sondern auch tut. Zudem ist das Spiel auch nicht einfach nur ein simples Spin-Off, sondern eine gelungene Fortsetzung, die zwar etwas reduzierter ist als das Originalspiel, aber mit einem Umfang von gut 40-50 Stunden immer noch verdammt lange unterhält. Und das auch noch sehr gut. Es ist für Fans wie Neueinsteiger gleichermaßen geeignet und gleichzeitig ein Persona-Ableger für all jene, die mit japanischen Rollenspielen sonst nur wenig anfangen können.
Zwar hätten manche Dungeons etwas abwechslungsreicher gestaltet sein können und auch einige Dialoge hätte man womöglich etwas weniger umfangreich ausarbeiten können, aber am Ende ist auch das Persona. Und so ist Persona 5 Strikers zwar gewiss nicht perfekt, aber eine richtig gute Fortsetzung, die beinahe alles richtig macht. Hut ab!
~ Persona 5 Strikers erscheint am 23. Februar für PlayStation 4 und Nintendo Switch. Wir haben die PS4-Version auf der PlayStation 5 getestet ~
-
8.5/10
-
9/10
-
8.2/10
-
8/10
Zusammenfassung
Persona 5 Strikers ist so viel mehr als ein simples Spin-Off zu einem der besten Rollenspiele der vergangenen Jahre. Es ist eine würdige Fortsetzung, die zwar entschlackt wurde, aber dadurch nicht weniger gelungen ist. Sowohl Fans als auch Neueinsteiger können voll auf ihre Kosten kommen.
Weitere Artikel
Dead Island 2 – Release früher als erwartet
Apex Legends – Festlichkeits-Trailer zeigt eine große Party
Bazzle – Neues Puzzle Game für Nintendo Switch veröffentlicht