Obwohl man sich für den westlichen Markt die Zahl Sieben im Titel kurzerhand sparte, handelt es sich bei Yakuza: Like a Dragon dennoch um den nunmehr siebten Hauptteil der langlebigen und beliebten Yakuza-Reihe, welche die Geschichte des Drachen von Dojima, Kazuma Kiryu, erzählte. Doch dessen Epos erreichte mit Yakuza 6: The Song of Life sein Finale und (vorläufiges?) Ende. Zeit also für einen Neustart. Das dachten sich vermutlich auch die Entwickler und bringen uns mit Teil 7 nicht nur einen neuen Protagonisten, sondern auch komplett neue Gameplay-Mechaniken. Ob das nun rundenbasierte Rollenspiel den klassischen Arcade-Brawler vergangener Tage den Rang ablaufen kann, wollen wir in den folgenden Zeilen klären.
Die Geschichte von Ichiban Kasuga
Wir haben uns dafür die PlayStation 5-Version von Yakuza: Like a Dragon angesehen, die vor kurzem offiziell erschienen ist. Die PS4-, Xbox One und Series X/S-Versionen gibt es bereits seit November letzten Jahres. Wir wollten uns aber genauer davon überzeugen, welche Figur man auf Sonys Next Gen-Konsole macht. Doch der Reihe nach: Statt in die Rolle von Kazuma Kiryu schlüpft man nun die in virtuelle Haut von Ichiban Kasuga, einem komplett neuen Protagonisten mit eigener Geschichte und eigener Motivation Teil der Unterwelt zu werden. Als Ziehsohn eines Yakuza-Patriachen schlägt er sich vor allem zu Beginn noch mit kleinen Aufgaben herum. Durch die Nähe zum Anführer seines Clans werden ihm allerdings einige Türen in Kamurocho, einem Vergnügungsviertel in Tokyo, in dem kriminelle Machenschaften an der Tagesordnung stehen, geöffnet.
Doch dann geschieht das Undenkbare und Ichiban muss für eine Tat, die er nicht begangen hat, ins Gefängnis. Achtzehn Jahre später kommt er in eine Welt zurück, die er kaum noch erkennt und in welcher die Werte, mit denen er einst aufgewachsen ist, nichts mehr zu bedeuten scheinen. Gemeinsam mit neuen Freunden, macht er sich auf die Suche nach Antworten und der Möglichkeit ein neues Leben zu führen. Serientypisch wird die Geschichte hierbei in ausführlichen und sehr gut animierten Zwischensequenzen erzählt. Der rote Faden wird dabei nicht Stück für Stück enthüllt. Stattdessen warten zahlreiche Nebenaufgaben, -Figuren und -Handlungsstränge auf die Spieler und Spielerinnen. Gute 40 Stunden abwechslungsreich gestalteter Geschichte und fantastischer Charakterentwicklungen lang können wir Ichibans Bemühungen einen Platz in der Gesellschaft zu finden beiwohnen. Noch viele weitere Stunden warten, wenn wir wirklich alles erleben wollen. Und was das alles ist!
Like a Dragon (Quest)
Trotz der eher ernsthaften Geschichte rund um Verrat, Rache und Bandenkriege, bleibt man der Yakuza-Reihe treu. Das bedeutet, dass auch das Absurde nicht fehlen darf. Yakuza: Like a Dragon präsentiert sich dementsprechend selbstironisch und schreckt auch nicht vor der Meta-Ebene zurück, um humoristisch auf die Welt zu blicken, in welcher der Titel angesiedelt ist. Das zeigt sich auch direkt im neuen Gameplay des Spiels. Statt auf die actionreichen Kämpfe vergangener Teile setzt man nun auf rundenbasierte Rollenspielkämpfe a la Final Fantasy. Komplett mit MP, Spezialfähigkeiten, verschiedenen Klassen – die man im Jobcenter als neuen Beruf ausrüsten kann – und ja, auch Magie. Wie das alles ins Yakuza-Setting passt? Ganz einfach: Als Kind war Ichiban ein großer Fan klassischer Rollenspiele, allen voran Dragon Quest. Dementsprechend laufen in seiner Fantasie die Kämpfe eben auf jene Art und Weise ab. Das mag im ersten Moment albern klingen, funktioniert aber wunderbar. Und nach kurzer Eingewöhnungszeit fügt sich dies perfekt ins Spielgeschehen ein.
Bis zu vier Partymitglieder kann man während der Kämpfe aktiv dabei haben. Bei Bedarf lassen sich diese zwischen den Kämpfen auch wechseln. Die unterschiedliche Fähigkeiten und Klassen ergänzen sich dabei sehr gut. So kann beispielsweise Nanba als Magier Feuerzauber wirken, in dem er hochprozentigen Alkohol in Richtung der Gegner spuckt und dies mit einem Feuerzeug entzündet. Sogar mächtige Beschwörungen sind dabei, die man gegen Ingame-Geld und via Smartphone zur Unterstützung rufen kann. Die Präsentation ist dabei jederzeit stimmig.
Karaoke, Management & Kartfahren
Abseits der Story-Missionen, deren aktuelles Ziel stets auf der Minimap angezeigt wird, kann man auch auf Nebenmissionen stoßen, während man die Gassen und Straßen erkundet. Hier warten kleine, oftmals sehr amüsante Geschichten und ordentliche Belohnungen. Diese sind besonders wichtig, da man das Geld nicht nur für die Beschwörungen benötigt, sondern auch neue Ausrüstung und Waffen kaufen muss. Zumindest wenn man langfristig gegen die immer stärker werdenden Gegner bestehen möchte. Zudem kann man von Zeit zu Zeit in Bars seine Beziehung zu bestimmten Charakteren ausbauen, Karaoke singen, in Restaurants Essen, oder sich in Dragon Kart in von Mario Kart inspirierten Rennen versuchen. Komplett mit Power Ups und reichlich absurden Gegnern.
Zudem kann man im Laufe der Kampagne einem kleinen Laden helfen, dessen Position auszubauen und in die schwarzen Zahlen zu bringen. Diese umfangreiche Management-Sim frisst ordentlich Zeit, keine Frage. Aber für ein Minispiel innerhalb eines Rollenspiels ist sie äußerst komplex und vielschichtig. Angestellte müssen angeheuert, neue Räumlichkeiten erworben, alte eventuell verkauft und Interessen Untegebener berücksichtig werden. Yakuza: Like a Dragon steckt voll solcher Zeitvertreibe. Und das ist genau richtig so!
Grafik & Technik
Trotz des PlayStation 5-Upgrades, welches für Besitzer der PS4-Fassung übrigens kostenlos ist, sieht man dem Spiel seine Last Gen-, beziehungsweise Cross Gen-Wurzeln an. Die Texturen sind nicht immer auf höchstem Niveau und laden mitunter sogar etwas zu spät nach. Auch dem sonstigen grafischen Grundgerüst sieht man seine PS4-Wurzeln durchaus an. Aber darüber täuschen das tolle Charakterdesign und die stimmungsvolle Beleuchtung durchaus hinweg. Zumal man hier bei der PS5-Fassung nochmals nachgebessert hat. Zudem wurden die Ladezeiten dramatisch verkürzt und der Titel kommt in nativer 4K-Auflösung bei stabilen 60 fps daher. Zugegeben merkt man letzteres in den rundenbasierten Kämpfen kaum noch, aber nichtsdestotrotz ist es eine Steigerung zur Last Gen-Version, über die man sich freuen sollte. Leider haben es die Entwickler versäumt, die Features von Sonys DualSense-Controller vollumfänglich zu nutzen. Hier wäre mehr drin gewesen.
Fazit zu Yakuza: Like a Dragon
Ja, man hätte die Features der PlayStation 5 noch besser nutzen können, aber nichtsdestotrotz ist die aktuelle Version von Yakuza: Like a Dragon auch die beste. Die kürzeren Ladezeiten, höhere Auflösung und stabile Framerate sind ein absolutes Plus für all jene, welche den Titel auf der PS5 spielen wollen. Aber unabhängig davon, auf welche Plattform man zurückgreifen möchte, ist das aktuelle Yakuza ein verdammt gutes Spiel. Wer auf toll inszenierte Geschichte, fantastische Charaktere und tolle Kämpfe steht, sollte einen Blick riskieren. Das rundenbasierte Kampfsystem wird gewiss nicht jedem gefallen. Aber es wurde so gut umgesetzt, dass sich Fans des Genres sofort heimisch fühlen werden.
Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte an dieser Stelle, dass es sich bei Yakuza: Like a Dragon um eines der besten JRPGs der letzten Jahre handelt. Dank der neuen Gameplay-Mechaniken und dem neuen Protagonisten werden sicher auch Neueinsteiger mit diesem Teil ihre Freude haben. Man muss die Vorgänger nicht gespielt haben und kann frisch mit dem siebten Teil in die fantastisch-absurde Yakuza-Spielwelt einsteigen. Ich empfehle es sogar. Denn dieses Spiel sollte man sich nicht entgehen lassen!
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9/10
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8.5/10
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Zusammenfassung
Ein toller Ableger der Yakuza-Reihe, der auch auf der PlayStation 5 viel Freude macht. Dank höherer Auflösung und verkürzter Ladezeiten ist es die definitive Version des Spiels. Aber unabhängig davon wartet ein richtig tolles JRPG auf alle Fans und jene, die es werden wollen. Yakuza: Like a Dragon ist der perfekte Einstieg und Ichiban Kasuga ein würdiger Nachfolger des Drachen von Dojima.
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